Nordic Walking- Klartext!

 

Nordic Walking gehört nicht zu meinen Sportangeboten, ich möchte Euch erklären warum.  

 

Nordic Walking wurde ursprünglich in den nordischen Ländern als Sommer-Sport-Aktivität der Skilangläufer entwickelt und dort auch so sportlich-athletisch betrieben. Hier in unseren, meist, flachen Breitengraden degenerierte diese eigentlich fordernde, körperliche Betätigung bei einem Großteil zum oftmals kommunikativen Treffen mit Spazierengehen, welchem der Trainingseffekt absolut abhanden gekommen ist. Oftmals wurde es leider seitens der Trainer auch schon so vermittelt.

   

Durch eine riesige Werbekampagne hatte Nordic-Walking sich vor einigen Jahren urplötzlich zu einer Massenbewegung entwickelt. Noch immer wird es von Millionen Frauen und Männern in allen Altersklassen fleißig betrieben und nur sehr selten wird Klartext bezüglich der wirklichen Auswirkungen gesprochen. Denn auch hier gilt: "Von nichts kommt nichts!" oder besser "Von wenig kommt wenig!"

 

Aus meinen Beobachtungen möchte ich folgendes anmerken:


Der Mensch ist für das Gehen und Laufen geschaffen und sollte dies auch so natürlich wie möglich machen. Wer meint, dass für ihn persönlich das normale Gehen ohne Stöcke eine zu große Gelenkbelastung darstellt, sollte sich sportlichen Betätigungen wie der Wassergymnastik zuwenden ...etwas drastisch formuliert! Der gelenkentlastende Effekt beim Nordic-Walking vs. normales Walking ist deutlich geringer als von Herstellern, Nordic-Walking Trainern beworben. Dennoch wird auf Seiten der Nordic-Walking Industrie pauschal einfach von 30% gesprochen.

 

Ein Großteil betreibt Nordic-Walking um Abzunehmen. Bei den durchschnittlichen, niedrigen Geschwindigkeiten und der dazu sichtbaren schlechten Technik des „Durchschnitt-Walkers“ sei ganz provokant gesagt, dass das wenig sinnvoll ist (großer Zeitaufwand bei wenig Verbrennung) Es ist ein modernes Sport-Märchen, dass der durchschnittliche Kalorienverbrauch beim Walken durch den geringen Armeinsatz stark ansteigt, es werden hier Werte wie 20% mehr angesprochen. Wer schon einmal mit flottem Tempo und guten starken Armeinsatz, also ohne Stöcke, ganz natürlich, durch den Park "Power gewalkt" ist, weiß wovon ich spreche. Selbst wenn 20% mehr verbrannt würden, ist das bei den meist vorliegenden Geschwindigkeiten ein Tropfen auf den heißen Stein, gerade bei Menschen, die meinen, durch das Nordic-Walking beim Essen sich ja mal etwas mehr erlauben zu dürfen.

      

Nordic-Walking ist kein wirkliches Ganzkörpertraining oder gar Krafttraining. Muskeln sind orthopädisch wichtig, steigern aber auch unseren Grundumsatz an Kalorien pro Tag, sind also für das Abnehmen und Schlank bleiben enorm wichtig. Diese benötigen zum Aufbau einen gewissen Trainingsreiz, dieser liegt beim durchschnittlichen Nordic-Walker nach den ersten Wochen nicht mehr vor und betrifft den Körper auch nicht in einer guten Ausgewogenheit, wie es z.B. ein gutes, funktionelles Ganzkörperkrafttraining im Fitnesscenter bietet. Jahrelanges Nordic Walking Training macht den Rücken nicht stärker oder lässt die Mineralwasser-Kiste nicht spürbar leichter werden, wenn man sie in den dritten Stock transportieren muss.

 

Eine verbesserte Herz-Kreislauf Leistungsfähigkeit als Trainingsziel wird leider ebenfalls nur sehr selten erreicht. Viele Nordic-Walker spüren, dass auch nach jahrelangem Training, das spontane kurze Belastungen oder ein paar Treppen im schnelleren Tempo, den Puls immer noch auf recht unangenehme Höhen schießen lassen und dieser dort auch leider etwas länger bleibt. Die Erklärung ist ganz einfach: das jahrelange Festhalten an unteren Pulsfrequenzzonen aus diversen Gründen wie z.B. fehlerhafte Beratung oder fehlende Motivation im Training. Dies betrifft der Vollständigkeit halber aber auch Menschen, die im Fitnesscenter mit ähnlichen bewusst langsamen, niedrig pulsigen Bereich längerfristig ihre Ausdauer "trainieren".

 

Natürlich wird der völlig Untrainierte kleine Verbesserungen spüren, wenn er ein paar Wochen regelmäßig Nordic-Walking macht.  Die große Masse an Menschen, die wirkliche Verbesserungen des allgemeinen Fitnesslevels erreichen wollen, sichtbare Figurformung, spürbare Konditionsverbesserung, braucht jedenfalls deutlich effektiveren Trainingseinsatz, als mit Wohlfühlgeschwindigkeiten spazieren zu gehen. Das ist Wellness- kein Training!


Studien mit versierten Nordic-Walkern ergaben, daß sowohl Gelenkentlastung als auch ein mögliches Mehr an verbrannten Kalorien durch den Einsatz der Stöcke jeweils deutlich unter 10 % lagen. Diese Studien wurden natürlich nicht von der Nordic-Walking Industrie in Auftrag gegeben!

 

Mein Fazit: Gehen mit Stöcken mit wirklich fordernder Geschwindigkeit und gleichzeitig korrekter Technik, im Aufstieg, Abstieg, im schwierigen Gelände, bei vorhandenem Handicap oder in der Reha, bei extremen Übergewicht, als sehr alter Mensch - JA, hier macht der Einsatz von Walkingstöcken Sinn. Im Schleichtempo im Park, eindeutig NEIN!

 

Ich möchte mit diesem Artikel keinem Menschen zu nahe treten. Es ist mir ein Anliegen, Klartext zu sprechen und ehrlich zu informieren. Es gibt leider im Sportbereich eine Vielzahl von überteuerten, ganz oder teilweise überflüssigen Equipment und oft wird hinsichtlich der Effektivität stark übertrieben.

Deshalb achtet immer auf Euer Bauchgefühl bei sportlichen Aktivitäten. Macht es Spass? Macht es fit? Fühlt Ihr Euch gut dabei? Dann passt es!