Hartz 4, kleine Rente - keine Fitness? Low Budget Training für Alle!

 

Fitness muss für alle bezahlbar sein.
Gerade für Menschen in schwierigen finanziellen Situationen und/oder mit fehlender beruflicher Verpflichtung. Hier droht oft der Rückzug des Betroffenen in die Isolation mit negativen Begleiterscheinungen wie Bewegungsmangel, Antriebslosigkeit, Vereinsamung, Depression, übermäßigen Konsum von junk-food/Alkohol, was die individuelle Abwärtsspirale weiter vorantreibt. Regelmäßige sportliche Betätigung bietet diesen Menschen die Möglichkeit, wieder zu einer positiven, lebensbejahenden Einstellung zurückzukehren.
Sehr erfreulich ist die langsame aber stetige Neuorientierung der Fitnessszene auf effiziente, einfache Trainingskonzepten ohne großen Materialaufwand (Bodyweight Exercises, Yoga, Funktionelles Training, Suspension, Kettlebell etc.) Sie eröffnet auch Menschen ohne große finanzielle Mittel ein ausgewogenes, gesundes Training auf Lebenszeit.


Eine Möglichkeit etwas Hilfe für einen guten Start zu erhalten, bieten die Krankenkassen im Rahmen ihrer Bewegungsprogramme. Die Krankenkassen bieten im Rahmen der jährlichen Prävention finanzielle Unterstützung auch bei bewegungsorientierten Gesundheitskursen wie Pilates, Yoga usw., so das man auch mit kleinem Budget in einer guten Schule die Basics erlernen kann. Meine ersten Yoga Erfahrungen, die mir meine Krankenkasse damals mit ermöglichte, möchte ich nicht missen. Es macht Sinn sich dafür in erfahrene Hände zu begeben.Das Nachfragen bei der Krankenkasse lohnt sich, welche Maßnahmen unterstützt werden.


Durch Discount im Fitnessbereich ist es seit langem möglich für monatliche Beiträge ab ca.16 € in oft großzügig ausgestatten Centern zu trainieren. Natürlich hat kein Unternehmer etwas zu verschenken, deshalb muss man bei solchen „Kampfpreisen“ oft mit der einen oder anderen Besonderheit des Studios rechnen (Klientel, Auslastung, Sauberkeit, Pflegezustand der Geräte, Extragebühren für das Duschen usw.) Genaueres Hinschauen vorm Unterschreiben macht deshalb Sinn. Meist werden Neulinge in Gruppen an das Training herangeführt und trotz neuester Technik, die das Training unterstützen soll (Bildschirme mit Trainingsvideos etc.) ist es manches Mal nicht so einfach adäquate Trainingsfortschritte zu erzielen, wenn man noch über keine solide eigene Trainingserfahrung verfügt. Es ist verständlich, dass bei solch meist sehr großen Mitgliederzahlen, die Trainingsbetreuung durch angestellte Trainer sich nicht mehr so auf den einzelnen konzentrieren kann.

Aus meinen eigenen Erfahrungen kann ich sagen, dass es möglich ist, bei einer gewissen Sorgfältigkeit, sich viele Dinge zu Training/Ernährung autodidaktisch anzueigen. Das Internet, Bibliotheken bieten hier in Form von Videos und Büchern ein kostenfreie oder äußerst günstige riesige Informationsquelle.

Da ein guter Personaltrainer auch für wenige Stunden meist nicht finanzierbar ist, ist es gar nicht so verkehrt, einfach mal einen netten Menschen im Studio freundlich zu fragen, wenn man sieht, dass er zu den erfahreren, erfolgreicheren Exemplaren dort gehört. Oftmals beobachte ich wie der vorher eher grimmig wirkende Muskelmann vor Freude strahlte, als er der älteren Dame mal etwas erklären, ihr helfen durfte. Komplexere Fragen/Hilfe lassen sich bei selten greifbaren/gestressten Trainern auch manches Mal auf mehrere Einzelfragen verteilen.


Auch im Handel mit Sportartikeln kann man bei genauerem Hinsehen immer öfter bezahlbare bzw. fair kalkulierte Produkte entdecken. Bei eigenen Recherchen entdeckte ich z.B. vor zwei Wochen einen TRX Suspension Trainer Nachbau, der qualitativ dem Original in nichts nachsteht, aber erfreulicherweise für ein Viertel des Originalpreises zu erwerben ist.
Für meinen TRX bzw. Aero-Sling ähnlicher Suspension Trainer-Nachbau musste ich lediglich 35 € anlegen.
Genaueres Hinsehen und Preisvergleiche lohnen sich also hier besonders. Viele weitere andere Trainingstools lassen sich mit etwas Geschick ebenfalls selber herstellen. Die Liste mit möglichen Eigenbauten ist lang (Bulgarian Bag, Sandbag, Klimmzustange, Bauchroller, Schlitten, Plyobox etc.) Ich hole mir dazu Anregungen über das Internet, dort findet man auf youtube Bauanleitungen und einige Webseiten bieten ganze Baupläne für kleine und große Projekte im Bereich Home-Fitness. Mit etwas Glück hat man einen netten Nachbarn, der eventuell fehlende handwerkliche Fähigkeiten gegen ein paar Bier oder besser einen guten Protein-Shake dazusteuert.
Auf jeden Fall trägt diese Tendenz im Training auch zum Umweltschutz bei, denn es stehen schon zu viele vor Plastik strotzende, sperrige Fitnessgeräte in deutschen Wohnstuben und dienen dort als Kleiderständer.

 


Ich persönlich schätze, dass in den kommenden Jahren immer mehr Menschen sich privat zusammenschließen und wie in den USA eigene Fitnessflächen schaffen. Dort findet man viele z.T. gut ausgestattete kleine, private Gyms in Garagen, größeren Kellern oder kleineren Lagerhallen. Crossfit oder minimal equipment Training ist hier schon länger ein Begriff. Im Sommer wird dort oftmals in Hauseinfahrten oder einfach im Garten gemeinsam trainiert und danach kohlenhydratarm gegrillt :-) In unserer doch oft sehr anonymen Gesellschaft bieten diese Nachbarschafts-Fitnesstreffs eine Menge Möglichkeit sich über den Sport zu verständigen, gegenseitig zu motivieren und freundschaftlich anzunähern. Gegenseitige Hilfe verhilft zu Erfolgen, nicht nur im sportlich-athletischen Kontext.


Für alle, die sich etwas näher mit dem Thema bodyweight Training befassen wollen, möchte ich das Buch „Fit ohne Geräte“ von Mark Lauren aus dem Riva Verlag (ISBN 978-3-86883-166-5) empfehlen.


Für weite Informationen stehe ich gern zur Verfügung.

André Schmoll, Januar 2012