Warum viele Fitnesscenter Schwierigkeiten haben am Markt zu überleben

Die großflächige Verbreitung vieler finanziell starker Fitnessdiscountketten, selbst in kleineren Ortschaften, machte es einzelnen Fitnessanbietern natürlich nicht einfacher. Die Erwartungshaltung der Kunden an die Ausstattung und Leistung des eigenen Gyms wuchs und gemäß „Geiz ist geil“ konnte es den Besuchern nicht billig genug sein. Viele Einzelbetreiber wollten krampfhaft mithalten und kopierten, verloren dabei aber oft ihre eigenen Identitäts- bzw. Alleinstellungsmerkmale, die ihnen gerade jetzt mittlerweile wieder zu neuen Kunden verhelfen könnten.

 

Nun kam als zweite, große Prüfung die Einschränkungen und Belastungen durch die von der Regierung verhängten Corona-Maßnahmen (Lockdown, Hygiene Maßnahmen, Tests etc.) und die im Hintergrund schwebende Unsicherheit, ob nicht nochmal eine zweite Pandemie die Runde macht.Viele ehemalige Studiomitglieder entschieden sich für den Wechsel in das Heimtraining.

 

Als dritter großer Hammer stehen die drastisch gestiegenen laufenden Kosten dem Studiobetreiber im Nacken. Exorbitant gestiegene Energiepreise und Mieten sind zwei der wichtigsten Posten. Viele Mitbürger in unserer Gesellschaft leider unter der Verteuerung des täglichen Lebens und den dazugehörigen Existenzsorgen.

 

Ich habe meinem Gym auch in diesen schwierigen Zeiten die Treue gehalten, da dort einfach auf gewisse Punkte geachtet wird und ich dafür dankbar bin. Daher möchte ich an dieser Stelle einfach mal eine Auflistung von Dingen machen, die in vielen Studios für Frust, Verärgerung und Kündigungen sorgen, aber auch Punkten, die man leicht abstellen kann, im beiderseitigen Interesse.

 

  • Viele Studios verlieren ihr Flair und ihre Ordnung, wenn der Studioinhaber selten oder nie vor Ort ist. Ich habe schon einige Studios erlebt, die von wirklich tollen Menschen geleitet wurden, die durch ihre sportliche Vorbildfunktion und ihr empathisches Wesen für eine positive, fast familiäre Trainingsatmosphäre sorgten.

  • Eine der wichtigsten Grundvoraussetzungen für ein erfolgreiches Gym ist, meines Erachtens, dass sowohl Studioinhaber, Betriebsleiter und restliches Personal den Sport den sie anbieten lieben, selbst durch viel Praxiserfahrung erlernt haben und mit Freude weitergeben und repräsentieren. Dies sollte bei der Personalauswahl zusammen mit der Dienstleistungsbereitschaft, Zuverlässigkeit und Teamfähigkeit ganz oben stehen.

  • Neue unhöfliche Verhaltensweisen schlecht sozialisierter Kunden sollten vom Personal im Keim erstickt werden, z.B. lautes telefonieren auf der Trainingsfläche, mangelndes Aufräumen der Trainingsutensilien, mangelnde Hygiene des Kunden (Körperpflege, Reinigung von Solarien nach Benutzung usw.)

  • Zu laute oder zu einseitige Musik im Gym führte mit dazu, dass viele Kunden nur noch mit Kopfhörern trainieren. Dies führt logischerweise zu weniger zwischenmenschlicher Kommunikation und dementsprechend weniger Zusammengehörigkeitsgefühl. Die persönlichen möglichst guten Kontakte, Freundschaften sind ein wichtiger Bindungsfaktor. Anonymität haben wir leider schon in so vielen Bereichen unseres Lebens

  • Gerade das Functional Training bringt mit relativ geringem Investitionsbedarf so viele neue, individuelle und lustvolle Trainingsmöglichkeiten für jung bis alt. Für den Kaufpreis eines größeren Cardiogerätes, lässt sich oftmals eine halbe Functional-Trainingsarea einrichten.

  • Viele kleine Kunden-Bindungsfaktoren lassen sich ohne große finanzielle Investitionen umsetzen, erfordern vielleicht einfach nur etwas manpower und Kreativität, z.B. Outdoor Trainingsangebote (Laufgruppe, Bootcamp Gruppe usw.), regelmäßige News über whatsapp, Wettkämpfe im Studio mit Ergebnislisten, gemeinsame Weihnachtsfeier usw.

  • Gutes Personal hat sich um alle Kunden gleichmäßig zu kümmern. Persönliche Vorlieben und Kontaktwünsche haben da keinen Platz, professionelle Betreuung sieht alle Mitglieder als gleich wichtig und interessant an. Mangelnde Trainingserfolge sind einer der größten Verursacher einer hohen Fluktuationsrate.

  • Defizite in der Studioreinigung und ständigen Mängelliste an Geräten können ebenso zu hohen Verlusten an Mitgliedern sorgen. Kunden akzeptieren eher mal eine gewisse Unordnung auf der Trainingsfläche als unsaubere Toiletten, nicht nachgefüllte Papierspender etc., ewig verstaubte Ecken usw.

  • Das Branding, der Aufbau einer Marke/Identität wurde z.B. von einem erfolgreichen Münchner Kampfsportgymbetreiber perfekt umgesetzt. Wirklich passende, stylische, coole Designs auf vielen Trainingsaccessoires (Boxhandschuhen, Kampfsportshorts, Kapuzenjacken, Jogginganzügen...die Mitglieder sind stolz darauf in diesem natürlich auch sportlich erstklassigen Studio trainieren zu dürfen! und tragen es auch gern nach außen.

 

Die Liste ließe sich noch weiter fortsetzen. Wie im Training gibt es täglich immer Möglichkeiten für eine Optimierung. Ich liebe mein Outdoortraining, möchte aber nie auf ein gutes Gym verzichten, beides ist wichtig, effektiv und gut. Daher lasst uns alle zusammenhalten und helft Euren Mitgliedern und auch Eurem Gym in diesen nicht einfachen Zeiten!